Interview mit Sabine Herold
Im Gespräch mit Sabine Herold, Geschäftsführerin der Firma DELO Industrie Klebstoffe in Windach, zu bürokratischen Vorgaben und deren Auswirkungen auf die Zukunft mittelständischer Unternehmen in Deutschland.
Wo stoßen Sie in Ihrer Tätigkeit auf bürokratische Hürden?
Ob es die Kontrolle der Führerscheine unserer Mitarbeiter ist, seitenlange A1-Anträge für Dienstreisen in die EU oder das stupide Abprüfen der Umsatzsteuer-Nummern unserer Kunden – die Liste an für unseren Geschäftszweck unnötigen Tätigkeiten ist lang. Die meisten kommen aus den Bereichen Arbeitsrecht, Sozialversicherungen und Steuern.
Zu welchem Anlass hatten Sie das erste Mal mit dem Beauftragten für Bürokratieabbau zu tun?
Herr Nussel hat erfahren, dass ich schon sehr lange und an vielen Fronten gegen Bürokratie kämpfe und wollte wissen, wo uns der Schuh drückt. Er hat sich dafür nicht nur viel Zeit genommen, sondern gewissenhaft zugehört und nachgefragt.
Worin sehen Sie den Mehrwert der Arbeit des Beauftragten für Bürokratieabbau?
In Politik und Verwaltung sind extrem viele Juristen. Die denken bei politischen Herausforderungen als erstes an Gesetze. Andere Optionen und die Expertise von Praktikern finden fast nie Berücksichtigung. Daher sind die Praxis-Checks, die der Bürokratiebeauftragte vorangetrieben hat, in meinen Augen ganz essentiell. Hier sollte sich der Bund etwas von Bayern abschauen.
Was wünschen Sie sich in puncto Bürokratieabbau für die Zukunft?
Ganz ehrlich: Die Hoffnung auf einen spürbaren Abbau habe ich aufgegeben. Wenn nicht noch mehr Bürokratie dazu kommt, wäre schon viel gewonnen. Auf meiner Wunschliste stehen drei Punkte. Erstens: Mehr Rechtssicherheit durch weniger schwammige Begriffe in Gesetzen. Zweitens: Verpflichtende Praxis-Checks für alle neuen Gesetze. Und drittens: Eine wirklich ehrliche Kostenmessung, die auch den Einführungsaufwand und alles, was aus der EU kommt, berücksichtigt.